Es gibt Worte, die riechen nach Verwaltung. Nach Linoleum, Leuchtstoffröhre und der sanften Verzweiflung, die Aktenordner ausstrahlen. Eines davon ist widerrechtlich. Ein Wort, das sich schon beim Aussprechen zusammenzieht. Trocken, streng, unnachgiebig – wie ein Formularfeld, das keinen Spielraum kennt. Es trägt das Wider in sich, aber nicht das aufrechte, trotzig Lebendige, das von Haltung zeugt. Dieses Wider wurde längst verbeamtet. Es ist ein müdes, erschöpftes Wider, das den Stempel schon im Gesicht trägt.

„Widerrechtlich abgestellte Fahrzeuge“ – so heißt es, als ginge von einem parkenden Auto eine moralische Verfehlung aus. Dabei bedroht es niemanden außer das empfindliche Gleichgewicht zwischen Besitz und Befindlichkeit. Das widerrechtlich ist das Lieblingswort jener, die glauben, Ordnung sei eine Tugend, und Empörung eine Bürgerpflicht. Es ist die Grammatik der Angst. Angst, jemand könnte etwas tun, wofür es noch kein Schild gibt. Angst, jemand könnte freier sein als man selbst.

Wir leben in einem Land, das seine Sicherheit laminiert. Jeder Gehweg ein Paragraph, jede Einfahrt eine Erklärung. Man druckt Hinweisschilder, als könnte man damit den gesunden Menschenverstand ersetzen. Wenn alle Menschen mit eben diesem erzogen worden wären – statt mit einem Drucker und einem Laminiergerät – dann wären Städte grüner. Man würde die Freiheit des anderen respektieren, ohne Hinweis, ohne Schild, ohne widerrechtlich.

Doch das Gegenteil geschieht: Wir flicken weiter an einem Rechtssystem herum, das mehr Beruhigungsmittel als Rückgrat ist – ein juristisches Patchwork, das Ängste zudeckt, statt sie zu hinterfragen. Das Recht ist sediert, und mit ihm die Gesellschaft. Wir beruhigen uns mit Regeln, weil wir uns ohne sie nicht trauen, anständig zu sein.

Ich misstraue diesem Wort, weil es nicht Recht meint, sondern Ruhe. Nicht Gerechtigkeit, sondern Gehorsam. Es ist ein Wort gegen das Leben, gegen die Spontaneität, gegen die Liebe – und die Liebe, das wissen wir, ist immer widerrechtlich. Sie überschreitet Grenzen, ignoriert Zuständigkeiten und weigert sich, Anträge zu stellen. Sie ist der schönste Regelverstoß, den es gibt.

Vielleicht bräuchten wir ein neues Wider. Eines, das nicht trennt, sondern verbindet. Das nicht laminiert, sondern lebt. Eines, das dem Menschen das Vertrauen zurückgibt, ohne ihn gleich zu überwachen. Vielleicht wäre das, im besten Sinne, der Anfang eines Rechts, das nicht fürchtet, sondern versteht.